Schurwolle ist ein fantastischer Rohstoff. Wolle wächst ständig nach und wird durch Schur oder Auskämmen vom lebenden Tier gewonnen. Das ist nachhaltig und schonend für die Umwelt. Denn Wolle fermentiert, wenn sie zum Beispiel in der Natur ausgebracht wird – als Dünger oder Wärme- und Wasserspeicher für Pflanzen. Ein tolles Material mit vielen einzigartigen Eigenschaften, die Baumwolle und synthetische Fasern nicht bieten können. Wolle ist antibakteriell, antistatisch und schwer entflammbar. Vor allem aber isoliert sie gegen Kälte und Wärme. Sie nimmt kaum Gerüche und Schmutz an, weshalb unsere Wolldecken aus reiner Schurwolle auch nicht gewaschen werden müssen. Lüften reicht völlig aus. Wolle ist ein hervorragendes Material, das für uns und unsere Umwelt viele Vorteile hat. Aber ist die Wollverarbeitung auch gut für die Tiere, also die Schafe?
Tierwohl ist für uns ein zentrales Thema. Nicht erst seit gestern und nicht nur, weil wir immer wieder schlimme Details aus der Massentierhaltung erfahren. Wir von der Friesischen Wollweberei haben uns ganz bewusst entschieden, diese kleine aber feine Wollmanufaktur aufzubauen. Unser ganzes Team lebt und arbeitet tagtäglich mit der Wolle. Deshalb achten wir unsere tierischen Wolllieferanten. Wir wollen hervorragende Wollprodukte fertigen, die ökologisch unbedenklich, sozial verantwortlich und mit Achtung vor Tier, Schäfern, Landschaft und Kultur gefertigt sind. Unsere Mitgesellschafter sind global erfahrene Wollhändler. Der Kontakt zu Erzeugern und Regionen aus aller Welt ist ihr tägliches Geschäft. Und für die Produkte unserer Manufaktur suchen wir die beste Wolle ausgesuchter Schafherden und Schäfereien, die ethisch unbedenklich gewonnen werden kann.
Das ist gar nicht so einfach. Zertifizierte Wolle ist dabei der eine Weg. Wir setzen aber auf den persönlichen Kontakt mit Schäfereien, Erzeugern und Händlern. Dazu einige Beispiele, wie wir damit umgehen: Australische Wolle ist wegen der Mulesing-Problematik in Verruf geraten. Wir verwenden eine seltene Wolle von grauen Schafen, die aufgrund der Färbung nicht Teil der konventionellen, reinweißen Schafzucht und Wollverarbeitung ist. Diese Tiere werden nicht gegen den Madenbefall behandelt. Und wir verwenden Wolle von Nomaden aus der Mongolei, die wir persönlich besucht und kennengelernt haben. Dort werden keine Pestizide, Insektizide oder Antibiotika benutzt. Die gemischten Herden von Schafen, Kamelen, Ziegen und Yaks werden durch die weiten Steppen geführt und unsere Wolle wird direkt bei der Schur farblich sortiert und naturbelassen verarbeitet.
Darüber hinaus setzen wir immer mehr Wolle heimischer Schafrassen und -herden ein. Wir verwenden den Begriff "Regionale Wolle" wie die Winzer in Deutschland die Bezeichnung "QbA" für Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete. Das bedeutet, wir verwenden regionale Wolle aus Niederbayern, Oberbayern, von der schwäbischen Alb, aus der Lüneburger Heide, von der Wesermündung oder der ostfriesischen Krumhörn. Hier sind wir in ganz engem Kontakt mit den Schäfereien und vergewissern uns persönlich, dass es den Herden gut geht. Dabei sind Tierhaltung, Weidegründe, Schafrassen und -zucht ebenso Themen für uns, wie die Landschaftspflege hier an der Küste auf den Deichen, in der Heide, den Mooren oder den Wachholderebenen auf der schwäbischen Alb.
Wir sind überzeugt, dass regionale Wolle und regionale Fertigung der beste Weg zu nachhaltigen und natürlichen Produkten aus Wolle ist. Für viele Menschen ist das aber noch ein neuer Gedanke. Oft wird nach ultraweichen Fasern wie Kaschmir oder Synthetik gegriffen, ohne die Hintergründe der Fertigung und die Problematik der Gewinnung und Wiederverwertung zu sehen. Deshalb freut uns das große Interesse an unserer Manufaktur, an der Schurwolle und deren Herkunft. Vor allem die junge Generation wollen wir wieder für Wolle begeistern. Denn sie ist ein Geschenk der Natur.
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